Warum sollten Kinder (und Erwachsene) während der Göttlichen Liturgie zur Kommunion gehen?

Warum sollten Kinder (und Erwachsene) während der Göttlichen Liturgie zur Kommunion gehen?

Am 18. Februar 2023 fand nach der Liturgie und dem gemeinsamen Mittagessen eine kurze Gesprächsrunde mit einigen unserer jungen Gemeindemitglieder und ihren Eltern über die Frage statt, warum orthodoxe Christen an der Liturgie teilnehmen und die Heilige Kommunion empfangen. Der Wunsch nach einem Vortrag zu diesem Thema kam von Eltern aus unserer Gemeinde. Für diejenigen, die nicht dabei sein konnten, habe ich eine kurze Zusammenfassung des Vortrags vorbereitet.

Übersetzt aus dem Russischen von Christina Häderle

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Wie ist die Göttliche Liturgie eigentlich entstanden?

  • Der Gründer der Kirche, unser Herr Jesus Christus, hatte Jünger (Apostel). Christus offenbarte Seinen Jüngern die Bedeutung bestimmter Inhalte Seiner neuen Lehren oft beim Abendessen bzw. Abendmahl.
  • Nach getaner Arbeit kamen die Menschen von ihren Feldern und Gärten nach Hause, um eine bescheidene Mahlzeit einzunehmen. Oft wurden Jesus Christus und die Apostel zu diesen Mahlzeiten eingeladen.
  • Indem Christus an diesen Mahlzeiten teilnahm, drückte Er seine Liebe zu denen aus, die Ihn zum Essen einluden, und zu denen, die mit am Tisch saßen (Zöllner, Sünder und andere “schlechte” Menschen).
  • Diese Form der Gemeinschaft war dem Herrn so wichtig, dass Er, bevor er den letzten Weg Seines Leidens und Sterbens antrat, Seinen Jüngern auftrug, diese Tradition der Mahlzeiten weiterzuführen. Die Kirche wurde also am Gründonnerstag, beim letzten Abendmahl oder “Abschiedsmahl” gegründet. Diejenigen, die sich zu diesem Mahl versammeln, bilden die Kirche.

Wem ähnelt die Göttliche Liturgie?

  • Zwanzig Jahrhunderte sind vergangen und der Ablauf des Abendmahls hat sich stark verändert. Aber auch heute noch können wir in der Liturgie ein Mahl (gemeinsames Essen) erkennen.
  • Die Liturgie beginnt damit, dass der Priester die notwendigen Speisen (Brot, Wein, Wasser) für dieses Mahl vorbereitet.
  • Die Gegenstände, die der Priester benutzt, ähneln denen, die wir aus der Küche kennen:
    • (liturgischer) Löffel (kirchenslawisch: Lzhitza)
    • (liturgische) Lanze/Messer (kirchenslawisch: Kopi’e)
    • (Abendmahls-)Kelch – Becher (kirchenslawisch: Potir)
    • (heiliger) Diskos – Teller
  • Ein wichtiges Element der Liturgie ist das gemeinsame Mahl, bei dem wir von demselben Brot essen und aus demselben Kelch trinken.

Was unterscheidet die Liturgie von einer gewöhnlichen Mahlzeit?

  • Natürlich ist die Liturgie ein Mahl, ein Abendmahl, aber es ist ein besonderes Mahl.
  • Es ist das Mahl Gottes, weil unser Herr Jesus Christus der Gastgeber und Verwalter des Mahles ist.
  • Er ruft die Gläubigen (= Christen) zum Mahl und bietet Sich Selbst in Form von Brot und Wein an.
  • Da wir zur Liturgie als Gäste des Herrn selbst kommen, muss jeder ehrfürchtig und geistig gesammelt sein.

Warum feiern wir die Liturgie?

  • Weil der Herr es uns aufgetragen hat. Er hat gesagt: “Tut dies zu meinem Gedenken.”
  • Wenn wir uns an den Herrn erinnern, nehmen wir am Mahl des Herrn teil.
  • Weil an dieser Liturgie viele, viele Menschen teilnehmen, die wir lieben. Bei der Liturgie treffen wir unsere Freunde.
  • Weil die Kommunion (das Leib und Blut des Herrn) geistige Nahrung ist. Ohne geistige Nahrung können wir nicht weiterleben, wir verlieren unsere Kraft, werden mutlos und krank.

Gibt es Regeln, die bei der Teilnahme an der Liturgie zu beachten sind?

  • Wie bei jeder anderen Mahlzeit gibt es auch am Tisch des Herrn eigene Regeln.
  • Vergleichen wir die Liturgie noch einmal mit einem Festmahl. Wie könnten wir den Gastgeber eines solchen Mahls kränken?
    • Er wird sicher traurig sein, wenn wir nicht zum Festmahl kommen.
    • Es wäre peinlich, wenn wir uns sehr verspäten würden.
    • Es ist falsch, wenn wir uns ablenken lassen und nicht zuhören, was die Älteren sagen.
    • Es ist falsch, wenn die Atmosphäre des feierlichen Mahles durch Lärm, Unruhe, unnötiges Quatschen oder Streit gestört wird. Bei der Liturgie sollte man sich zurückhaltn und mit niemandem streiten.
  • Es ist eine gute Idee, zum feierlichen Abendmahl angemessen gekleidet zu erscheinen. Das betrifft nicht nur unser äußeres Erscheinungsbild (auch wenn man früher in besonders schöner und festlicher Kleidung zur Liturgie ging), sondern auch den Zustand unserer Seele.
  • Wenn wir zur Kommunion gehen, sollten wir unsere Seele durch Reue reinigen und Frieden mit allen schließen. Was ist denn eine „reine“ Seele? Es ist eine Seele, die nicht durch Sünden “befleckt” ist.
  • Es sieht etwas seltsam aus, wenn Menschen zum Abendessen kommen, sich an den Tisch setzen und sich weigern zu essen. Allerdings hat der Mensch durchaus dieses Recht.
  • Es ist auch unlogisch, wenn Eltern ihre Kinder zum Abendmahl bringen, sich aber weigern, selbst am Abendmahl teilzunehmen. Die Liturgie ist keine Feier für Kinder, sondern für Menschen jeden Alters.

Wer kann an der Liturgie teilnehmen und die heilige Kommunion empfangen?

  • Jeder “Gläubige” ist zur Teilnahme an der Liturgie berufen.
    • Mit “Gläubiger” ist hier ein Mitglied der orthodoxen Kirche gemeint.
  • Um zu den “Gläubigen” zu gehören, muss man am Sakrament der Taufe teilgenommen haben.
  • In den ersten Jahrhunderten der christlichen Geschichte gab es nur zwei Kategorien von Menschen, die nicht zur Kommunion zugelassen waren: die Ungetauften und diejenigen, die vom Priester (Bischof) wegen schwerer Sünden (Mord, Ehebruch, Verehrung von Götzen, d.h. anderen Göttern) exkommuniziert worden waren.

Weiterführende Literatur: